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Bayer Aktie Prognose 2023: Pharmariese vor der Neubewertung
Bayer Aktie-News: Neuer CEO William Anderson übernimmt das Steuer!
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Die Aktie des Pharmakonzerns Bayer (WKN: BAY001, ISIN: DE000BAY0017, Ticker-Symbol: BAYN.DE) ist seit einigen Wochen ein heiß diskutiertes Thema in den Finanzmedien. Die durch Investoren-Aktivismus ausgelöste Entlassung des Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann sowie Gerüchte über eine mögliche Aufspaltung des Konzerns ließen die Aktie um mehr als 20 Prozent steigen. Baumann wurde maßgeblich für den umstrittenen Monsanto-Deal und die damit verbundene Klagewelle gegen Bayer verantwortlich gemacht. Seit 2018 leidet die Aktie unter den Nachwirkungen dieser Übernahme. Eine Trendwende ist aber in Sicht.
Bayer Aktie: Kennziffern und Symbol
WKN: BAY001; ISIN: DE000BAY0017, Ticker-Symbol: BAYN.DE
Bayer Aktienkurs
Viele Investoren drängen nun auf eine Zerschlagung des Konzerns, um aus einer typischen Konglomerats-Discount-Situation Wert zu schöpfen.
Eine Konglomerats-Discount-Situation beschreibt eine Situation, in der der Aktienkurs eines Konglomerats niedriger bewertet wird als die Summe der einzelnen Geschäftsbereiche des Unternehmens, die als separate Unternehmen gehandelt werden könnten.
Ob die Bayer-Aktie tatsächlich unterbewertet ist oder nicht, wollen wir vor dem Hintergrund des kürzlich veröffentlichten Geschäftsberichts 2022 untersuchen. Gleichzeitig werfen wir einen Blick auf die mittel- und langfristigen Kursziele sowie die Chancen und Risiken eines Investments in die Bayer AG.
Verstehe dein Investment: Das Geschäftsmodell der Bayer AG
Die Bayer AG ist ein multinationales deutsches Pharmaunternehmen mit Sitz in Leverkusen, das in den Bereichen Gesundheit und Agrarwissenschaften tätig ist. Das Unternehmen gehört zu den weltweit größten seiner Branche und unterhält zahlreiche Beziehungen zu anderen führenden Biotechnologie– und Pharmaunternehmen.
Die operativen Geschäftstätigkeiten des Unternehmens sind in drei Divisionen unterteilt:
Crop Science: 50 Prozent des Gesamtumsatzes entfallen auf das Segment Crop Science. Dieses Segment gliedert sich in die Bereiche Pflanzenschutz, Saatgut und digitale Landwirtschaft. Bayer produziert und vertreibt Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung von Schädlingen und Unkräutern sowie Saatgut und Pflanzenbiotechnologie zur Steigerung von Ertrag und Qualität in der Landwirtschaft. Digital Farming bezieht sich auf datenbasierte Lösungen zur Unterstützung der Landwirtschaft, wie intelligente Sensoren und Satellitentechnologie.
Pharmaceuticals: Das Segment Pharmaceuticals macht etwa 38 Prozent des Gesamtumsatzes aus und befasst sich mit der Entwicklung, Herstellung und dem Vertrieb von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Dieses Segment ist wiederum in mehrere Geschäftseinheiten unterteilt:
Kardiologie: Hierzu gehören Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Adempas, Xarelto oder Kogenate.
Onkologie: Dieser Geschäftsbereich umfasst Medikamente zur Behandlung von Krebserkrankungen wie Nexavar oder Stivarga.
Frauengesundheit: Hierzu gehören Produkte zur Empfängnisverhütung wie Yasminelle oder zur Behandlung von Endometriose wie Visanne.
Augenheilkunde: In diesem Bereich vertreibt Bayer Medikamente zur Behandlung von Augenerkrankungen wie Eylea oder Ranibizumab.
Radiologie: Dieser Geschäftsbereich befasst sich mit der Entwicklung und Vermarktung von diagnostischen Produkten wie Contrast Agents.
Consumer Health: Das Segment Consumer Health ist für ca. 12 Prozent des Gesamtumsatzes verantwortlich. Es umfasst die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von rezeptfreien Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln und anderen Gesundheitsprodukten. Zu den Produkten gehören unter anderem Aspirin, Bepanthen und Canesten.
Das operative Geschäft der Bayer AG umfasst auch die Forschung und Entwicklung neuer Produkte und Technologien, um das Portfolio zu erweitern und Wachstum zu generieren. Ferner verfügt Bayer auch über einige Dienstleistungsgeschäfte, wie z.B. Tiergesundheit und Medizinprodukte, die jedoch keine eigenständigen Geschäftsbereiche darstellen.
Jedes der dargestellten Geschäftsfelder unterliegt grundsätzlich unterschiedlichen Marktfaktoren und Trends. Bei allen drei handelt es sich jedoch um antizyklische Branchen, die weitgehend konjunkturunabhängig sind.
Diversifizierung des Geschäftsportfolios
Bayer verfügt über ein breites Geschäftsportfolio, das sich auf drei Hauptgeschäftsfelder konzentriert. Damit ist das Unternehmen nicht zu stark von einem einzelnen Markt abhängig. Auch innerhalb der einzelnen Geschäftssegmente hat kein Produkt einen übermäßig hohen Umsatzanteil. Geografisch ist die Diversifizierung der Umsatzquellen ebenfalls hervorragend. Auf die USA und Europa entfallen jeweils rund 30 Prozent des Gesamtumsatzes. Der asiatische Raum ist für ca. 12 Prozent des Umsatzes verantwortlich.
Die folgenschwere Monsanto-Übernahme:
Die Monsanto Übernahme durch die Bayer AG war eine der größten Transaktionen in der Geschichte der Agrochemie-Branche. Bayer erwarb das US-amerikanische Unternehmen Monsanto im Jahr 2018 für rund 63 Milliarden US-Dollar.
Die Übernahme von Monsanto war Teil der Strategie von Bayer, ein führendes Unternehmen in den Bereichen Agrochemie und Saatgut zu werden. Monsanto war ein wichtiger Akteur in diesem Bereich, unter anderem mit seiner umstrittenen Saatgutlinie „Roundup Ready“.
Die Übernahme erwies sich jedoch als buchstäblich toxischer Deal. Monsanto war in den USA und Europa in zahlreiche Klagen wegen möglicher Gesundheitsschäden durch das Pestizid Glyphosat verwickelt. Insgesamt belaufen sich die Strafzahlungen auf rund 17 Milliarden US-Dollar.
Überdies gab es erhebliche Bedenken hinsichtlich der Konzentration von Marktanteilen und Marktmacht, die aus der Fusion von Bayer und Monsanto resultierte. Dies führte zu Untersuchungen der Wettbewerbsbehörden in verschiedenen Ländern, darunter die Europäische Union und die USA.
Bayer musste seit der Übernahme mehrere Vermögenswerte veräußern, um die Bedenken der Wettbewerbsbehörden auszuräumen. So veräußerte der Konzern eine Reihe von Geschäften im Bereich Saatgut und Pflanzenschutz an den deutschen Chemiekonzern BASF. Konkret handelte es sich um das weltweite Gemüsesaatgut-Geschäft, das Feldsaatgut-Geschäft in Nordamerika sowie Herbizid-Geschäfte. Diese Geschäftsbereiche wurden von der BASF mit 7,4 Milliarden Euro vergütet.
Aktuell sieht es so aus, als ob die Anleger zunehmend mehr Klarheit über die Rechtsstreitigkeiten mit Monsanto haben. Das Unternehmen war in der Lage 107 Tausend von ca. 138 Tausend Klagen beizulegen. Das entspricht etwa zwei Drittel aller Klagen und ist ein positives Signal für Anleger.
Neuer CEO, neue Möglichkeiten
Einige Aktionäre hatten den damals neuen Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann für den Kursverfall der Bayer-Aktie und die Risiken aus den Rechtsstreitigkeiten um den Unkrautvernichter Glyphosat verantwortlich gemacht. Nachdem der Druck auf Baumann gestiegen war, hatte der Aufsichtsrat die Führungsspitze umgebildet und Baumann durch Bill Anderson ersetzt, der 25 Jahre Berufserfahrung in verschiedenen Führungspositionen in der Life-Science-Branche gesammelt und jüngst als CEO der Pharmasparte von Roche das Restrukturierungsprogramm erfolgreich geleitet hatte.
Der Wechsel soll längst verloren gegangenes Vertrauen in das Bayer-Management wiederherstellen, neue Investoren anziehen und den Weg für die Restrukturierung des Unternehmens ebnen. Die Kapitalmärkte reagierten positiv auf die Ernennung von Anderson zum neuen Bayer-Chef.
Anderson wird am 1. April in das Unternehmen eintreten, und es wird einige Zeit dauern, bis sein Einfluss sichtbar wird. Wir erwarten keine weiteren Details oder Gerüchte vor Ende des zweiten oder dritten Quartals 2023.
Fundamentale Analyse Bayer Aktie
Jahresabschlussbericht 2022
Die Ergebnisse für das gesamte Geschäftsjahr 2022 wurden am 28. Februar 2023 veröffentlicht und dürften je nach Betrachtungsweise unterschiedliche Schlussfolgerungen zulassen.
Die Ergebnisse des abgelaufenen Geschäftsjahres können sich sehen lassen. So konnte die Bayer AG ihre selbst gesteckten Ziele bei Umsatz, Gewinn, Free Cashflow und Gesamtverschuldung übertreffen. Gleichzeitig wurde die im Jahr 2021 formulierte Prognose für das Folgejahr deutlich übertroffen. Die Bayer AG befindet sich in vielerlei Hinsicht wieder auf dem Niveau vor Ausbruch der Pandemie. Dies ist insofern bemerkenswert, als es dem Konzern gelungen ist, in einem hochinflationären Umfeld bessere Ergebnisse zu erzielen.
Auch in den Divisionen Crop Science und Consumer Health verbesserten sich die Finanzergebnisse mit einem Umsatzwachstum von 19 bzw. 8 Prozent deutlich. Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass diese Divisionen von Post-Pandemie-Effekten und daraus resultierenden Trends profitierten. Lediglich die Division Pharmaceuticals musste einen leichten Umsatzrückgang von minus 2 Prozent hinnehmen. Bei dieser Division sollten Investoren auch im Hinterkopf behalten, dass die beiden umsatzstärksten Präparate Xarelto und Eylea in den Jahren 2024 und 2025 ihren Patentschutz verlieren. Zusammen machen sie derzeit rund 40 Prozent des Gesamtumsatzes der Sparte Pharma aus.
Die Ernüchterung kommt jedoch mit dem Ausblick, den der Vorstand für das gerade begonnene Geschäftsjahr 2023 formuliert hat. Hier wird aufgrund anhaltender makroökonomischer Risiken, der Erwartung weiterhin hoher Erzeugerpreise und stark rückläufiger Glyphosatpreise nur noch ein Umsatzwachstum von 1 bis 2 Prozent und eine leicht rückläufige Profitabilität gegenüber 2022 erwartet.
Bayer Dividende
Die Bayer AG hatte bis 2019 noch eine solide Dividendenhistorie. Während der Krise sah sich der Konzern jedoch gezwungen, die Dividende für die beiden Pandemiejahre 2020 und 2021 von 2,80 Euro auf 2,00 Euro zu senken. Für das Jahr 2022 schlägt der Vorstand nun wieder eine Erhöhung der Dividende um 20 Prozent auf 2,40 Euro vor. Die Ausschüttung für 2022 erfolgt wiederum im Mai des Folgejahres (2023). Bei einem aktuellen Aktienkurs von 57 Euro entspricht dies einer Dividendenrendite von 4,2 Prozent – ein historisch hoher Wert.
Bilanzzahlen
Aufgrund der Monsanto-Problematik hat sich die Bilanz von Bayer seit 2019 kontinuierlich verschlechtert. Insgesamt liegt der Verschuldungsgrad bei 220%. Damit ist die Fremdkapitalposition in der Bilanz mehr als doppelt so hoch wie die Eigenkapitalposition. In einem Umfeld steigender Zinsen stellt dies eines der größten finanziellen Risiken dar. Die vom Vorstand für das laufende Jahr erwartete rückläufige Profitabilität belastet einige Investoren zusätzlich.
Etwas beruhigend ist, dass die Nettofinanzverschuldung derzeit rückläufig ist. Der Konzern ist somit in der Lage, seine langfristigen Verbindlichkeiten aus dem stabilen Cashflow zu bedienen. Eine steigende Dividende bestärkt den Vorstand in seiner Zuversicht, dass auch in Zukunft keine Probleme bei der Bedienung der Schulden zu erwarten sind.
Bewertungskennzahlen
Obwohl sich der Aktienkurs in den Jahren 2021 und 2022 überwiegend in der gleichen Bandbreite bewegt und auch die Marktkapitalisierung der Bayer-Aktie unverändert bleibt, zeigen die Bewertungsrelationen aufgrund der verbesserten Finanzergebnisse deutlich attraktivere Niveaus an. Besonders interessant ist, dass sich das Kurs-Free-Cashflow-Verhältnis mehr als halbiert hat. Die Fähigkeit des Unternehmens, Cash zu generieren, hat sich also deutlich verbessert.
Im historischen sowie Branchen-Vergleich notieren die Kennzahlen überwiegend auf unterdurchschnittlichen Niveaus, was für eine Unterbewertung spricht.
Betrachtet man die einzelnen Divisionen der Bayer AG und berechnet die möglichen Bewertungen auf Basis entsprechender Vergleichsunternehmen (Peers) und deren EBITDA-Multiples (Bewertungsmaßstab), so sind diese um mindestens 20 Prozent und maximal 120 Prozent günstiger bewertet. Dies verdeutlicht, welches Potenzial in einer Aufspaltung des Konzerns stecken könnte. Wie bereits eingangs erläutert, handelt es sich hierbei um eine Konglomerats-Discount-Situation (Konglomeratsabschlag).
Aufspaltung der Bayer AG - verborgenes Potenzial?
Die mögliche Unterbewertung von Bayer hat auch aktivistische Aktionäre wie Inclusive Capital von Jeff Uben, Bluebell Capital Partners oder Elliott Management auf den Plan gerufen.
Sowohl Bluebell als auch große deutsche Fondsanbieter wie Union Investment oder die DekaBank äußerten sich besorgt über die Aktie und forderten ein Überdenken der Konzernstruktur. Unter Baumann, der eine Aufspaltung ablehnte, war dies noch undenkbar. Mit seiner Ablösung und der Übernahme der Konzernführung durch Anderson steht nun alles auf dem Prüfstand.
Das Hauptargument für die Aufspaltung des Bayer-Konzerns ist der bereits in der Einleitung erwähnte Konglomerats-Discount (Konglomeratsabschlag) von Bayer.
Es wurden verschiedene Szenarien für mögliche Konzernaufspaltung vorgeschlagen. Unter den Befürwortern ist jedoch das folgende Szenario besonders beliebt:
Abspaltung des Bereichs Crop Science und dessen potenzielle Wiederzulassung in den USA
Abspaltung und möglicher Verkauf der Consumer Health Division.
Bayer 2.0 wird sich voraussichtlich um die Sparte Pharmaceuticals aufbauen. Dies liegt zum einen daran, dass der neue CEO aus diesem Bereich kommt und die Sparte aufgrund ihrer Größe kaum für einen möglichen Verkauf in Frage käme.
Aufspaltung der Bayer AG: Chancen-Risiko-Analyse
Chancen:
Spezialisierung: Durch die Aufspaltung des Konglomerats in eigenständige Unternehmen können die einzelnen Sparten mit spezialisierten Management-Teams deutlich agiler agieren, bürokratische und regulatorische Hürden abbauen und sich so dynamischer entwickeln. Schlägt sich dies in den Finanzkennzahlen nieder, profitiert auch der jeweilige Aktienkurs.
Breitere Aktionärsbasis: Die Abspaltung der einzelnen Geschäftsbereiche eröffnet Aktionären, die bisher nur in die einzelnen Segmente der Bayer AG investieren wollten, die Möglichkeit, in diese Segmente zu investieren, was zu einem Nettozufluss von Kapital und zu einer höheren Gesamtbewertung führen kann.
Isolierung des Problemkindes: Durch die Abspaltung der giftigen Monsanto-Bayer-Marke „Roundup“ aus dem Segment Crop Science können die Segmente Pharmaceuticals und Consumer Health enorm profitieren. Dies ist auch im Hinblick auf die ESG-Bewertung der Spin-offs von hoher Relevanz.
US-Börsennotierung: Aufgrund der Markttiefe an den US-Börsen und der Aktionärskultur in den USA ist bei einer Notierung an US-Börsen eine insgesamt höhere Bewertung der Bayer-Spin-offs denkbar.
Positive Analystenschätzungen: Analysten von JPMorgan Chase und Credit Suisse schätzen den aktuellen Konglomeratsabschlag der Bayer AG auf 25 Prozent bzw. sogar 40 Prozent.
Risiken:
Gewerkschaften: Die deutsche Politik und die Gewerkschaften werden sich gegen eine Aufspaltung wehren, insbesondere gegen eine Trennung von Pharma und Consumer Health. Francesco Grioli, der sowohl im Vorstand der Gewerkschaft als auch im Aufsichtsrat von Bayer sitzt, hat sich klar gegen eine Aufspaltung ausgesprochen. Dies deutet auf mögliche Konflikte auf Managementebene hin.
Bill Anderson: Als nicht deutscher Außenseiter und Newby könnte es der neue CEO schwer haben, sich in möglichen Konflikten durchzusetzen, die bei Bayer im Zuge der möglichen Aufspaltung entstehen könnten. Dies würde wiederum das Vertrauen der Aktionäre beeinträchtigen.
Mögliche Verschärfung der Monstanto-Problematik: Sollte es zu weiteren Rechtsstreitigkeiten um das Monsanto-Produkt „Round-Up“ kommen, könnte dies einer Abspaltung der Sparte Crop Science vorerst im Wege stehen. Das Management möchte vermeiden, dass ein Spin-off direkt in die Insolvenz schlittert.
Spin-Off: Implikationen für Aktionäre
Unter einem Spin-off versteht man die Ausgliederung von Unternehmensanteilen. Neben zahlreichen regulatorischen und organisatorischen Maßnahmen müssen Aktiengesellschaften, die einen Spin-off durchführen wollen, auch dafür Sorge tragen, dass die bisherigen Aktionäre keinen finanziellen Nachteil erleiden. Je nachdem, was mit dem ausgegliederten Unternehmensteil geschieht, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Aktionäre zu entschädigen.
Die ausgegliederte Division wird verkauft: In diesem Fall fließt dem Unternehmen durch den Verkauf zusätzliche Liquidität zu. Diese kann zum Teil die eigene Bilanz verbessern (Schulden abbauen) oder neues Investitionskapital zur Verfügung stellen, das in weiteres Wachstum investiert werden kann. In der Regel wird der Verkaufserlös ganz oder teilweise in Form einer Sonderdividende an die Aktionäre ausgeschüttet. Es kann auch vereinbart werden, dass die Anteilseigner als Teil des Verkaufspreises für ihre Anteile an dem abgespaltenen Geschäftsbereich Aktien des Käufers erhalten.
Gründung eines Tochterunternehmens: Hier behält die AG die Kontrolle über die neu gegründete Gesellschaft, indem sie den größten Teil des Eigenkapitals bereitstellt und in der Regel auch die Mehrheit der Stimmrechte behält. Die Aktionäre der AG erhalten in der Regel Anteile an der Tochtergesellschaft, die als Teil ihres Portfolios behandelt werden.
Ausgegliederte Division als eigenständige Gesellschaft: In diesem Fall wird die Sparte aus der AG ausgegliedert und als eigenständiges Unternehmen geführt. Die Aktionäre der AG erhalten in der Regel Anteile an der neu gegründeten Gesellschaft im Verhältnis ihrer Anteile an der AG. Die Anteile an der ausgegliederten Gesellschaft können den Aktionären entweder direkt oder in Form von Bezugsrechten zugeteilt werden. Ein Bezugsrecht kann ausgeübt werden, um Anteile an der neuen Gesellschaft zu erwerben oder an Dritte zu veräußern.
Analystenschätzungen und Kursziele der Bayer-Aktie
Die Mehrheit der Analysten sieht die Zukunft der Bayer-Aktie positiv. Von insgesamt 22 Analysten empfehlen 15 die Aktie zum Kauf, darunter namhafte Banken wie die Deutsche Bank. Sieben Analysten, darunter JP Morgan, empfehlen, die Aktie zu halten. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt bei 74,86 EUR, was einem Kurspotenzial von rund 30% entspricht. Das höchste Kursziel von 99 Euro wird von der UBS vergeben, das niedrigste von der Credit Suisse mit 57 Euro.
Bayer Aktie: Basisdaten
Fazit: Bayer-Aktie Prognose 2023
Seit der Übernahme von Monsanto hat die Bayer AG nicht nur mit einer schwächelnden Profitabilität, sondern auch mit einer hohen Verschuldung zu kämpfen. Aktuell lichten sich jedoch die Wolken über dem Konzern. Mit den getätigten Investitionen in Forschung und Entwicklung zeigt das Unternehmen seinen Willen, wieder zur Spitze aufzuschließen und die Bayer-Aktie wieder zu einem Top-Performer in ihrer Kategorie zu machen.
Dennoch steht der Konzern auch in diesem Jahr vor zahlreichen Hürden, die es zu überwinden gilt, um einerseits das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen und andererseits die bestehende Unterbewertung durch steigende Kurse tatsächlich zu beseitigen. Dabei kommt dem neuen CEO eine entscheidende Rolle zu. Wird er sich für eine Aufspaltung des Konglomerats entscheiden?
Zahlreiche Studien belegen, dass Spin-offs (Ausgliederungen von Unternehmensteilen) häufig eine lukrative Investitionsmöglichkeit darstellen. Je nachdem, ob und welche Art von Spin-off gewählt wird, kann es sinnvoll sein, bereits Bayer-Aktien zu halten. Sowohl der Mutterkonzern als auch die ausgegliederten Sparten können neues Kurspotenzial freisetzen. Wichtig ist jedoch, jetzt nicht blind in die Aktie einzusteigen. Im Laufe des ersten Halbjahres erwarten wir noch attraktivere Einstiegsmöglichkeiten. Auch das Schreiben von Put-Optionen kann dazu dienen, einen günstigeren Einstieg auszuhandeln und nebenbei noch Prämieneinnahmen zu generieren.
Unabhängig davon, ob es zu einer Restrukturierung oder Abspaltung einzelner Geschäftsbereiche kommt oder nicht, ist die Bayer-Aktie aufgrund ihrer Bewertung und ihrer Zukunftsperspektiven für langfristig orientierte Anleger ein attraktives Investment. Dennoch plädieren wir für ein striktes Risikomanagement! Formuliere deine Anlagestrategie und verschiedene Szenarien, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Bonus:
Um von einer Ausgliederungssituation zu profitieren und gleichzeitig das Risiko möglichst gering zu halten, kann es sinnvoll sein, Call-Optionen zu erwerben, deren Laufzeit einige bis mehrere Wochen über den Ausgliederungsstichtag hinausgeht. Als Inhaber einer Call-Option hast du den gleichen Anspruch auf Bezugsrechte bzw. Zuteilung von Aktien der ausgegliederten Unternehmensbereiche. Gleichzeitig ist dein Verlustrisiko auf die gezahlte Prämie beschränkt. Aufgrund einer möglichen Unsicherheit über die Auswirkungen eines Spin-Offs auf die jeweiligen Aktienkurse hat dieses Ereignis zudem keinen oder nur einen geringen Einfluss auf den Preis der Call-Option, so dass diese ein hervorragendes Chance-Risiko-Verhältnis bietet.
Richtig in Biotech-Aktien wie Bayer investieren: So geht’s …
Bildquelle(n): Bayer AG, shutterstock
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